DiWenkLa-Winterkonferenz 2021
Den digitalisierten landwirtschaftlichen Betrieb gibt es nicht von der Stange
Dass Digitalisierung nachhaltig einen Mehrwert für die Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe darstellt, meinen knapp 70% der Teilnehmer am Ende der Online-Winterkonferenz „Wissenschaft und Praxis im Dialog. Einsatz digitaler Techniken in der kleinstrukturierten Landwirtschaft Baden-Württembergs“, vergangenen Donnerstag, 16.12.2021. Der Weg dorthin ist jedoch eine schrittweise Reise. Zu dieser Erkenntnis tragen Berichte aus den Nachbarländern sowie Informationen zum praktischen Einsatz digitaler Techniken bei.
Für Ministerialdirektorin Grit Puchan, die mit ihren Grußworten die Konferenz eröffnet, ist die Unterstützung des Projekts und der beteiligten Landesanstalten eine wichtige Maßnahme innerhalb der integrierten Strategie „Landwirtschaft 4.0 nachhaltig.digital“. Die Strategie zielt darauf, die Chancen der Digitalisierung z.B. für Arbeitserleichterung, Effizienz und auch Ressourcenschutz den baden-württembergischen Betrieben zugänglich zu machen sowie an bisherigen Grenzen und Schwierigkeiten zu arbeiten, die z.B. in der Datensicherheit und im Ausbau der Infrastruktur liegen.
Digitalisierung ist dabei nicht per se das Ziel, sondern ein Maßnahmenbereich neben anderen, um Herausforderungen der Landwirtschaft zu begegnen. Die Redner und Rednerinnen erinnern hier unter anderem an die Auswirkungen des Klimawandels, den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit oder die Erfüllung von Vorgaben der Düngeverordnung. Präzisionslandwirtschaft soll dabei helfen, die entsprechenden Maßnahmen zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle, in der richtigen Art und Weise zu ergreifen. Der Einsatz digitaler Techniken ist dabei auch in der kleinstrukturieren Landwirtschaft in der Schweiz auf dem Vormarsch und lässt sich ebenfalls in Baden-Württemberg feststellen. Zu unterscheiden sind Einstiegstechnologien, die schon ihren Eingang in große wie kleinere Betriebe gefunden haben und solche bei denen noch Entwicklungsbedarf besteht, z.B. um präzise Anwendungen technisch auszuführen. Nicht zu unterschätzen ist der Anfangsaufwand wie bei der Erstellung schlagspezifischer Ertrags- und Bodenkarten als solide Entscheidungsgrundlagen. Die technische Innovationsfreude in der Landwirtschaft, aber auch Unterstützung und Support tragen hier entscheidend bei.
Die Bedeutung von Bildung und Beratung bekräftigen im abschließenden Panel auch die Diskutanten Dr. Steffen Beerbaum (BMEL), Albrecht Kümmel (MLR), Hans-Benno Wichert (Landesbauernverband Baden-Württemberg), Hans Fetzer (Maschinenring Ulm-Heidenheim, MR Digital) und Gabriel Baum (Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum – LEL). Aufgegriffen werden dabei zum einen die Thesen des niederländischen Landwirts Eric Dortmans: Nur was Landwirte wissen und analysieren können, können sie auch nutzen, mit Partnern weiterentwickeln und der nächsten Generation vermitteln. Zum anderen wird auf die Berichte der Experten und Praktiker Bezug genommen, wonach für die Digitalisierung ein individuelles und angepasstes Vorgehen nötig ist, dass auf dem Erfahrungswissen der Landwirte aufbaut. „Digitalisierung gibt es nicht von der Stange, sondern ist eine Reise, die ein schrittweises Vorgehen auf dem Betrieb erfordert“, fasst Prof. Markus Frank, der stellvertretende Verbundkoordinator des DiWenkLa-Projekts an der HfWU Nürtingen-Geislingen im Fazit des Tages zusammen.
Angelika Thomas, Heinrich Schüle
Programm
Welche digitalen Techniken bieten sich für Aussaat, Düngung und Pflanzenschutz an? Was hat sich aktuell schon bewährt und woran muss noch gearbeitet werden? Beiträge aus Forschung und Industrie zu den Themen
• Feldzonen-spezifische Aussaat: Joseph Allendorf, Xarvio Digtal Farming Solutions
• Präsizion in der teilflächenspezifischen Düngung: Volker Rathmer, RAUCH Landmaschinen GmbH
• SMARTer Pflanzenschutz: Daniel Ebersold, Bosch BASF Digital Farming GmbH
Moderation: Christian David & Prof. Dr. Markus Frank, HfWU Nürtingen
Workshop zum Erstellen von NDVI (normierter differenzierter Vegetationsindex) - Bildern: Was kann daraus abgelesen werde, wo sind die Grenzen dieser Systeme und was kann verbessert werden in Richtung Anwenderfreundlichkeit.
Demonstration eines Fallbeispiels. Christian Trautmann, Universität Hohenheim
Moderation: Christian Bauer, LTZ Augustenberg
Digitale Hilfen im Weide- und Grünlandmanagement. Weiterentwicklungen der Dokumentation auf der Weide, Ertragserfassung von Grünland-beständen und der digitalen Fütterung
• Digitale Hilfen im Weide- und Grünlandmanagement. Priska Krug, Dr. Jonas Weber, LAZBW Augustenberg
• Digitale Ertragsprognose von Grünlandbeständen. Christoph Stumpe, Universität Hohenheim
• Digitale Fütterung – Anwendungsbeispiele für kleine Betriebe. Carsten Gieseler, Fodjan GmbH
Moderation: Dr. Jessica Werner, Universität Hohenheim
Digitale Techniken und Systeme im Hinblick auf Tierwohlaspekte und ökonomischen Nutzen; Chancen der Digitalisierung aus Sicht von Betriebsleitern und Perspektiven von KI aus Sicht der Entwickler.
• Digitale Ermittlung von Tierwohl- und Gesundheitsaspekten. Melanie Pfeiffer, HfWU Nürtingen
• Betriebswirtschaftliche Optimierung durch digital gesteuerte Systeme in der Pferdehaltung. LindaSpeidel, HfWU Nürtingen
• Perspektiven und Grenzen künstlicher Intelligenz im Bereich der Pferdehaltung. Dr. R. Draeger, Acaris
• Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung aus Sicht von Betriebsleitern. Interview mit Familie Knauer, Rappenhof, Leonberg
Moderation: Prof. Dr. Dirk Winter, HfWU Nürtingen